Gipfelflora im Wandel
Klimaerwärmung verändert Verbreitung von alpinen Pflanzenarten
Raphael von Büren (Schweizerischer Nationalpark) mit Corinna Altmiks, Sandra Djabarow, Christian Rixen, Sonja Wipf
Mit zunehmender Klimaerwärmung verschieben sich Verbreitungsgrenzen von Arten, was unter anderem in einem Höhersteigen von konkurrenzstarken Pflanzenarten aus tieferen Lagen in alpine und nivale Habitate zu beobachten ist. Dort können sie mit der Zeit hochalpine Arten verdrängen. Dieses lokale Verschwinden von Arten ist zurzeit jedoch langsamer als die Einwanderung neuer Arten, da alpine Pflanzen meist sehr langlebig sind. Zudem verfügen Gebirgsökosysteme aufgrund ihrer grossen topographischen Heterogenität über eine Vielzahl an Mikrohabitaten und damit Rückzugsorten für kältetolerante Arten. Die Veränderungen von Vegetationsmustern auf Berggipfeln werden weltweit seit mehr als 20 Jahren im Projekt GLORIA (GLobal Observation Research Initiative in Alpine environments) untersucht. In unserem Vortrag legen wir den Fokus auf die Erhebungen im und um den Schweizerischen Nationalpark, inklusive der aktuellen, vierten Bestandsaufnahme aus dem Sommer 2022. Nebst den Entwicklungen der Diversität, Veränderungen der Artenzusammensetzung sowie mikrotopographischen und floristischen Unterschieden zwischen verschiedenen Gipfeln, werden wir auf die thermische Verbreitung von ausgewählten Arten eingehen. Zusätzlich sollen Gewinner- und Verliererarten sowie deren charakteristische "Traits" identifiziert werden. Unsere Analysen dienen dazu, künftige klimatisch bedingte Änderungen der hochalpinen Vegetation zu antizipieren und deren Mechanismen zu verstehen.